Die ZW Ahrensburg ist als großer Erfolg zu bewerten. Erfolg hat bekanntlich viele Mütter und Väter und in diesem Fall stimmt es wirklich. Hunderte von Ahrensburger Bürgerinnen und Bürgern beteiligten sich an der ZW und so wurden aus Zuschauern Teilnehmer, aus Laien wurden Spezialisten. Viele Menschen ziehen es vor zu verharren oder individuell nach Auswegen zu suchen. Andere protestieren gegen die schier übermächtigen Entscheidungen von Politik oder Verwaltung. Hinter diesen Formen punktuellen Widerstands könnten in Zusammenarbeit vieler Kräfte weitaus tragfähigere Brücken in eine bessere Zukunft gestaltet werden. Voraussetzung dafür scheint uns eine Demokratisierung der Entscheidungsprozesse in Ahrensburg zu sein, sprich mehr Transparenz in allen Ebenen.
Die Bürgerinnen Ahrensburg bewiesen eindrucksvoll, dass ihnen Ahrensburg am Herzen liegt, dass sie ihre eigene Stadt nicht nur Politik und Verwaltung überlassen wollen.

Ahrensburg hat sich durch die Zukunftswerkstatt die Tür für die Zukunft weit aufgestoßen. Nun heißt es für die Politiker, die Ideen, Empfehlungen und Beschlüsse der Zukunftswerkstatt zu durchleuchten und nach Möglichkeit umzusetzen. Erste Schritte wurden bereits in den Haushaltsberatungen durch Anträge der verschiedenen Fraktionen angestoßen. So wurden Gelder für das Radverkehrskonzept aufgestockt, Gelder für eine Konzeptstudie Stadtbussystem eingestellt, sollen die Park & Ride Möglichkeiten am U-Bahnhof West ausgebaut werden. All das hätten wir vor einem Jahr als kaum möglich angesehen.
Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Interessenkonflikte. Besonders beim Thema Verkehr und Stadtentwicklung gehen die Interessen auseinander. Hier gilt es für Politiker abzuwägen, nach dem Grundsatz : Allgemeinwohl geht vor Eigennutzen.
Alle Belange sind von verantwortlichen Politikern zu betrachten. Ökonomische Kriterien sind dabei genauso zu beachten wie Ökologische und Soziokulturelle. Fluktuierende Gewerbegebiete sind genauso nötig wie Naturschutzgebiete oder Sportstätten. Trefflich streiten lässt sich allenfalls über die Quantitäten oder Qualitäten. Fließender Verkehr ist genauso wichtig wie funktionierende Ruhezonen. Es gilt nicht Parkhaus statt Stadtpark, nicht Grünflächen statt Beton, es gilt die Funktionen einer Stadt an den Bedürfnissen der Einwohner auszurichten.
Eine funktionierende Stadtplanung hat nachhaltig zu sein. So kritisch denn auch die Empfehlungen der Planer beäugt werden, so wichtig sind sie doch bei den Entscheidungen der Verantwortlichen. Wenn das Ergebnis der Zukunftswerkstatt für Ahrensburg ein moderates und qualitatives Wachstum bedeutet, dann müssen wir auch entsprechende Verdichtungen im Stadtbereich und in der Peripherie zulassen. Wenn wir den Zahlen über die Bevölkerungsentwicklung und dem Wohnungsbedarf Glauben schenken wollen, dann werden wir in Ahrensburg preiswerte, altersgerechte und barrierefreie Wohnungen bauen müssen.

In Ahrensburg haben, ähnlich wie in fast allen Städten und Gemeinden in der Bundesrepublik, in den vergangenen 30 Jahren Fehlentwicklungen stattgefunden oder heute sind Entscheidungen, die vormals richtig waren oder als richtig galten, durch neue Erkenntnisse als überholt anzusehen.
Die Zukunft ist ganzheitlich. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt sind kein Versandkatalog aus dem man sich die Artikel aussucht die einem selber gefallen.
Die Ergebnisse werden auf Praxistauglichkeit geprüft werden müssen. Machbarkeiten müssen abgeklopft werden, besonders an der Stelle, an der weitere Faktoren ins Spiel kommen. Seien es andere Gemeinden, benötigte Investoren oder auch nur, wenn es um Finanzierungen geht, oder um rechtliche Belange. Allerdings sollte auch gelten: Die Handlungsspielräume innerhalb des Machbaren sind auszunutzen.

Und bei allem Optimismus, es wird auch Punkte geben, wo es schlicht keine politische Einigung geben wird, sei es aus programmatischen oder aus taktischen Gründen.
Deshalb ist es wichtig, dass die Bürger weiterhin Beteiligte bleiben, als Einmischer, als Transmissionsriemen der Stadt Ahrensburg.
Es darf nicht mehr der Grundsatz der Planer und Politik gelten: Wir planen für euch Bürger eure Stadt, denn wir wissen was gut ist.
So viel Kreativität, so viel Leben, so viel Lust an der eigenen Stadt lässt sich nicht in Parteiprogramme pressen.

Ahrensburg ist eine quicklebendige Stadt mit Bürgern, die sich für eine lebenswerte Umgebung einsetzen und deshalb kann man sich auf bevorstehende und spannende Debatten freuen.


Jörg Hansen
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

 

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