09.11.2011
Nicht die Falschen vergessen
Am heutigen 9. November jähren sich zum 73. mal die Novemberpogrome von 1938.
Was die Nazis zynisch „Reichskristallnacht" nannten, bedeutete für viele Juden in Deutschland einen weiteren Schritt in Richtung Abgrund. Vom 7. bis 13. November 1938 wurden etwa 400 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, von denen Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben.
Auch in Ahrensburg gab es lange Zeit eine jüdische Gemeinde. Der jüdische Friedhof in Ahrensburg, der heute unter Denkmalschutz steht, wurde 1822 eingeweiht und von der kleinen jüdischen Gemeinde des Guts Ahrensburg bis zum gewaltsamen Ende der Gemeinde in der NS-Zeit genutzt. Viele jüdische Bürgerinnen und Bürger liegen dort begraben. Jüdisches Leben gab es seit 1788 in der Gegend, damals auf dem Gut Ahrensburg. 1822 gründete sich die eigenständige jüdische Gemeinde mit der Eröffnung einer Synagoge in einer alten Kate. Nachdem 1941 der letzte jüdische Bürger aus Ahrensburg deportiert worden war, wurde der Friedhof 1944 Eigentum der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" und wird heute von der jüdischen Gemeinde Hamburg verwaltet.
Während die Namen von Personen, die in das Naziregime verstrickt waren wie Alfred Rust mit seiner freiwilligen Mitgliedschaft in der Waffen SS oder Waldemar Bonsels (Autor des antisemitischen Romans Dositos) geläufig sind, geraten die jüdischen Schicksale in Vergessenheit.
Ich erinnere an Veronika Rath, sie wählte 1938 den Freitod. An die Brüder Ludwig, Harry und Magnus Lehmann, nach Inhaftierung im KZ Sachsenhausen, Emigration von Ludwig und Harry nach Südamerika. Magnus Lehmann wurde 1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet. An die Apotheker Friedrich und Gertrud Eickhorst. Frau Eickhorst kam in die Frauenzuchtanstalt Lübeck. Nach der Freilassung (über)lebten die beiden illegal in Hamburg.
21 ihrer Verwandten wurden ermordet. Damit wir nicht die Falschen vergessen.
Monja Löwer
Bündnis 90/Die Grünen
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