Grünschnack zum Energiewechsel in Bad Oldesloe - Umweltausschuss und Stadtwerke auf Öko-Kurs

Im Moment gleicht die politische Farbenlehre der aus dem Tuschkasten: Wird Schwarz mit Gelb verrührt, dann gibt das Grün!
Nachdem selbst die Kanzlerin sagt: "Atomkraft, nein danke", ist nun sogar im schwarz-gelb dominierten Bad Oldesloe der Umweltausschuss unter seinem neuen Vorsitzenden, dem Grünen Gerold Rahmann, seit Donnerstag einstimmig für die Ökostrom-Versorgung der städtischen Liegenschaften.

Man reibt sich die Augen und glaubt es kaum.

Doch die von Bundesumweltminister Röttgen vielgepriesene Erneuerung des Erneuerbaren Energiengesetzes (EEG) ist trotzdem mit Vorsicht zu genießen. Das machte der Oldesloer Grünen Fraktionsvorsitzende Wilfried Janson auf dem Grünschnack am Dienstag im Oldesloer Bürgerhaus deutlich. Er hatte die am 6.6. vom Kabinett verabschiedete Novellierung des EEG sorgfältig studiert und referierte bereits am 7.6. über deren Vor- und Nachteile:

Wind:
Die Windkraftanlagen an Land würden im neuen EEG benachteiligt gegenüber denen auf See (offshore). Das sei sehr ungünstig, da gerade an Land noch viele Ressourcen brachlägen. Würde man diese nutzen, bräuchte man bestimmte Hochspannungsleitungen nicht, die jetzt für offshore-Strom gefordert würden. Auch das Repowering (das Ersetzen vieler alter Anlagen durch wenige - aber leitsungsfähigere - neue) würde erschwert, denn die alten dürfen nicht älter als 17 Jahre sein. Eine unsinnige Einschränkung - so Janson - da besonders im windstarken Küstenbereich oft viele ältere Kleinanlagen herumstünden, die wenig Leistung brächten, aber die guten erzeugungsstarken Standorte blockierten.
Welche Konsequenzen das gerade auch für Oldesloe hätte, diskutierte Wilfried Janson mit Manfred Priebsch von den Vereinigten Stadtwerken VSG. Die 4 Anlagen, die in und in der Nähe des Oldesloer Stadtgebietes stehen, könnten nach Repowering-Regeln auf wesentlich leistungsfähigere 2 Anlagen halbiert werden, den Ökostromanteil aus Wind aber würde das in Bad Oldesloe gut versechsfachen. Der Oldesloer "Bürger-Solar-Papst" Wolfgang Bartolain kündigte in seinem Diskussionsbeitrag die Gründung einer "Bürgerwind-Genossenschaft" an, die eine dieser neuen Anlagen gern betreiben wolle.

Biogas:
Der größte Ökostrom-Anteil in Bad Oldesloe kommt aus der Biogas-Verstromung mehrerer Anlagen im Stadtgebiet. Hier hatten die Grünen die starke "Vermaisung" der Landschaft beklagt. Da ist das neue EEG tatsächlich besser als das alte: Der Maisanteil (in der Biogas-Vergärungsmasse) wird in Zukunft auf 50% Massenanteil beschränkt.
Eine besondere Neuheit ist: Auch kleine Anlagen bis 75 kW sollen jetzt besser gefördert werden - eine alte Forderung der Grünen im Lande. Dies hat den Vorteil, dass auch kleine landwirtschaftlich Betriebe ihre Reststoffe und die Gülle (Anteil muss mindestens 80% betragen) auf ihrem Hof wirtschaftlich zu Biogas verwerten können. Weiträumige Gülletransporte werden so vermieden und es entsteht ein geruchsneutraler wirksamer Dünger.
Manfred Priebsch ergänzte, dass im Gassektor neben Biogas zukünftig auch das e-Gas in Erscheinung treten soll. Dieses wird nicht durch Vergärung von Biomasse, sondern durch elektrischen Strom erzeugt (Elektolyse-Wasserstoff wird mit CO2 aus der Luft zu Methan verbunden) - deshalb 'e-Gas'. Das besondere sei hier, dass auf diese Weise Strom indirekt gespeichert werden könne, allerdings liege der Wirkungsgrad erst bei 20%, das sei im Vergleich zu anderen Speichertechnologien noch viel zu wenig.

Sonne:
Bei der Stromerzeugung aus Sonnenlicht hat das neue EEG nur Daumenschrauben im Sortiment. Gerade Eigenheimbesitzer werden enorm benachteiligt, da sie die Leistungsfähigkeit ihrer Anlage auf 70% reduzieren sollen - die Wirtschaftlichkeit wäre dann im Zusammenhang mit der weiter abgesenkten Einspeisevergütung nicht mehr gegeben. "Dies ist eine total aberwitzige Regelung!", sagt Janson, "Denn gerade der Eigenheimbesitzer (oder einer seiner Nachbarn) verbraucht ja gerade zur Erzeugungsspitze um die Mittagszeit seinen auf dem Dach produzierten Strom sofort im Elektroherd und Backofen. Das bedeutet, dass die Stromnetze, die durch diese neue Regelung entlastet werden sollen, sowieso nicht belastet würden. Im Gegenteil: Könnten sogar noch mehr Familien ihre Suppe solar erhitzen, würden auch diese Menschen über Mittag keine Stromlieferung über die Netze benötigen, was diese dann sogar entlasten würde!".

Wärme:
Manfred Priebsch berichtet, dass die VSG Mini-Blockheizkraftwerke (15 kW) für Wohnblöcke und Gewerbebetriebe anbiete, die neben der Wärmeversorgung auch sehr effizient Strom liefern würden. Dies sei auch für Schulen als Verbraucher ein interessantes Angebot. In Bad Oldesloe habe das St. Jürgens-Hospital solch ein Kraftwerk. Das große 630 kW-Blockheiz-Kraftwerk am Schwimmbad wird ab 1. Juli sogar voll regenerativ mit Biogas betrieben. Interessant sei auch die Möglichkeit, das ganz normale Erdgas zum CO2-neutralen Gas umzudefinieren, in dem man - wie beim Fliegen mit 'atmosfair' - Aufforstungsprojekte im Regenwald mitfinanziere.
Auf jeden Fall wird die VSG, die gerade dabei ist, ihr Versorgungsgebiet über die Stadtwerke Ratzeburg-Oldesloe-Mölln in den ländlichen Raum  hinaus zu vergrößern, verstärkt auf regenerative Energien setzen.

Die Grünen Delegierten aus Stormarn werden auf dem kurzfristig einberufenen Bundes-Sonderparteitag am 25. Juni in Berlin wahrscheinlich Ja zum Atomausstieg der Bundesregierung sagen, aber ganz entschieden Nachbesserungen im Bereich der Erneuerbaren Energien fordern.

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