BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ortsverband Ahrensburg

Fragen und Antworten zur Hamburger Straße

Ich hab das mit dem Bürgerentscheid damals nicht so genau mitbekommen. Könnt Ihr das noch mal kurz zusammenfassen?

Beim Bürgerentscheid im September 2022 haben die Bürger*innen darüber abgestimmt, ob die Stadt verpflichtet werden soll, mindestens so viele Parkplätze in öffentlicher Hand wie bisher zu erhalten – was einen Stopp aller laufenden Projekte zur Sanierung der Innenstadt bedeutete, die eben genau so eine Reduzierung vorsahen. 

Die knappe Mehrheit hat sich damals für den Erhalt aller Parkplätze in öffentlicher Hand ausgesprochen. Das Ergebnis war zwei Jahre lang rechtlich bindend: Die Stadt durfte die geplante Sanierung nicht wie vorgesehen umsetzen. Das führte zu einem schmerzhaften Stillstand insbesondere in der Hamburger Straße, deren Sanierung bereits begonnen worden war, denn die Anforderungen des Bürgerentscheids sind mit den Zielen der Stadtentwicklung nicht vereinbar. Es gibt keine freien städtischen Flächen, auf denen Ersatzparkplätze erstellt werden könnten.  

Mehr dazu findet Ihr übrigens auf unserer Seite zum Bürgerentscheid.  

Könnte man sich nicht einfach auf eine neue, bessere Planung einigen?  

Die Sache ist aus mehreren Gründen dringlich. Zum einen ist die Straße in einem Zustand, der weder den heutigen Anforderungen an eine attraktive Innenstadt noch an Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit gerecht wird. Die Gehwege sind zu schmal und uneben, es fehlt an Aufenthaltsqualität, und verschiedene Verkehrsteilnehmer konkurrieren um den knappen Raum – das beeinträchtigt das Einkaufserlebnis und die Lebensqualität spürbar. 

Wesentlich ist auch, dass die Stadt aktuell noch auf Fördermittel von Bund und Land zugreifen kann, die etwa 60 Prozent der Baukosten abdecken. Diese Förderung ist zeitlich befristet und an die bestehende Planung gebunden. Würde die Sanierung verschoben oder neu geplant, könnte Ahrensburg diese Mittel verlieren – eine vergleichbare finanzielle Unterstützung wäre in den kommenden Jahren angesichts leerer öffentlicher Kassen kaum zu erwarten. 

Hinzu kommt, dass in naher Zukunft umfangreiche Bahnprojekte und damit aufwändige Infrastrukturmaßnahmen auf die Stadt zukommen. Diese werden die personellen und finanziellen Ressourcen der Verwaltung stark beanspruchen. Wenn die Hamburger Straße jetzt nicht nach dem vorhandenen, genehmigten Konzept saniert wird, rückt eine Modernisierung auf Jahre in die Ferne. Die aktuelle Planung berücksichtigt die Ergebnisse aus Bürgerbeteiligung, Verkehrskonzept und Denkmalschutz. Und sie ist bereits genehmigt. Eine Neuplanung wäre nicht nur langwierig, sondern auch riskant, weil sie die Förderfähigkeit gefährden würde.  

Deshalb ist es jetzt notwendig, die Sanierung nach dem bestehenden Plan umzusetzen: Nur so kann Ahrensburg die einmalige Chance nutzen, die Innenstadt zukunftsfähig, lebendig und attraktiv zu gestalten – und das mit finanzieller Unterstützung, die es so schnell nicht wieder geben wird. 

Ist dieses Projekt eigentlich ein besonders "grünes" Anliegen?

Jain. Für eine gerechte Mobilität, Barrierefreiheit, klimafreundlichen Radverkehr etc. einzutreten, ist selbstverständlich typisch grün.  
Allerdings stammt das Städtebauförderprogramm, auf das Ahrensburg so dringend angewiesen ist, von der Bundesregierung unter Angela Merkel. Als jene Regierung 2020 die Förderrichtlinien überarbeitete, wurden aktuelle Erkenntnisse aus der Stadtplanungs-, Mobilitäts- und Klimaforschung zugrunde gelegt. Die Neugestaltung ist also nicht spezifisch grün, sondern entspricht heutigen Standards für moderne Innenstädte.  
Und, mal ehrlich: Politik hin oder her, findet irgendwer die Hamburger Straße im heutigen Zustand schön? Das geht uns alle an!

Was unterscheidet öffentliche von privaten Parkplätzen und warum ist das relevant?

Es ist nicht relevant. In der Ahrensburger Innenstadt gibt es mehrere Parkhäuser, die für alle offenstehen, aber Immobilien in Privateigentum sind. Für Besucherinnen und Besucher macht das keinen Unterschied. Die Parkhäuser können genauso genutzt werden wie Parkplätze im Besitz der Stadt.  

Aus unserer Sicht absurd: Beim Bürgerentscheid wurde dennoch ausdrücklich zwischen Parkplätzen in öffentlicher Hand und privat betriebenen Parkhäusern unterschieden. Die Abstimmung bezog sich nur auf die Zahl der Parkplätze, die der Stadt gehören. Es ändert also nichts, dass tatsächlich seit 2022 deutlich mehr Parkplätze für die Öffentlichkeit geschaffen bzw. zugänglich gemacht wurden (unter EDEKA und unter dem Rathausplatz). Diese Plätze zählen nicht als Ausgleich im Sinne des Bürgerentscheids.

Könnte man die Hamburger Straße nicht schön machen UND die Parkplätze erhalten?

Das klingt erstmal sinnvoll – ist in der Praxis aber nicht umsetzbar. Die Straße ist zu eng. Um sie attraktiver, sicherer und barrierefreier zu gestalten, braucht es mehr Platz für breite Gehwege, Radwege und Aufenthaltsbereiche. Das bedeutet zwangsläufig, dass einige Parkplätze wegfallen müssen. 

Außerdem sind die Fördermittel, mit denen die Sanierung finanziert wird, an bestimmte Vorgaben gebunden, die auch eine Neuordnung des Parkraums vorsehen. Die bestehenden Planungen basieren auf umfangreichen Untersuchungen, die zeigen, wie man den Raum bestmöglich für alle Beteiligten aufteilen kann. Dabei geht es nicht nur um „schön machen“, sondern auch um Sicherheit und Zugänglichkeit für alle, gerade für Familien, ältere Menschen und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. 

Kurz gesagt: Eine Sanierung, die die Straße wirklich aufwertet und gleichzeitig alle Parkplätze erhält, ist wegen der begrenzten Fläche und der Anforderungen an moderne Stadtgestaltung nicht machbar.  

Wie profitiert der Einzelhandel langfristig von der Umgestaltung?

Wenn eine Straße schöner und einladender wird, profitieren die Läden, Cafés und Restaurants direkt davon. Man sieht das zum Beispiel in Städten wie Lüneburg oder Elmshorn: Dort, wo die Innenstadt neu gestaltet wurde, sind plötzlich viel mehr Leute unterwegs, bleiben länger und schauen öfter in die Schaufenster. Studien zeigen, dass in belebten Fußgängerzonen die Umsätze steigen – und wer sich wohlfühlt, kommt auch gerne wieder. Gerade in Zeiten, in denen viele lieber online einkaufen, ist eine lebendige Innenstadt das beste Argument, vor Ort in der Hamburger Straße zu shoppen oder sich mit Freunden auf einen Kaffee am Rondeel zu treffen. Eine moderne, grüne Hamburger Straße macht einfach Lust, zu bleiben – und das ist für die Geschäfte Gold wert. 

Was bedeutet eine bessere "Aufenthaltsqualität" in der Hamburger Straße?

Mit der Sanierung wird die Hamburger Straße zu einem Ort, an dem man sich gerne aufhält: Es gibt endlich mehr Platz zum Gehen, Sitzen und Verweilen, und die Straße wird wieder grüner und lebendiger. Die historische Lindenallee kommt zurück, was das Stadtbild schöner macht. Weniger Autoverkehr und mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer sorgen dafür, dass sich alle sicherer und wohler fühlen. So wird die Innenstadt wieder ein Platz, an dem man gerne Zeit verbringt – sei es beim Bummeln, Einkaufen oder einfach nur, um Freunde zu treffen. 

Wie trägt die Neugestaltung zur Barrierefreiheit und Inklusion bei?

Die Neugestaltung der Hamburger Straße macht es für alle leichter, sich in der Innenstadt zu bewegen – egal ob mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Gehhilfe. Breite, ebene Gehwege, abgesenkte Bordsteine, Sitzgelegenheiten und ein Leitsystem für Menschen mit Sehbehinderung sorgen dafür, dass niemand mehr an Hindernissen scheitert oder sich unsicher fühlt. Das ist wichtig, weil wirklich jede und jeder die Möglichkeit haben sollte, am Stadtleben teilzunehmen – ob zum Einkaufen, Spazierengehen oder Freunde treffen. Barrierefreiheit und Inklusion machen die Innenstadt für alle Menschen lebendig und gerecht – und das stärkt das Miteinander in unserer Stadt. Nicht zuletzt: In der Hamburger Straße befindet sich ein Ärztehaus, ein Sanitätshaus, mehrere Apotheken und ein Pflegeheim. Was liegt näher, als die Straße davor barrierefrei zu gestalten?  

Welche Rolle spielt der Klimaschutz bei der geplanten Umgestaltung?

Die Sanierung der Hamburger Straße ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, weil sie klimafreundliche Mobilität fördert: Mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger, weniger Fläche für Autos – so können mehr Menschen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen, was den CO₂-Ausstoß verringert. Klimaschutz funktioniert in Deutschland nur, wenn viele einzelne Maßnahmen vor Ort umgesetzt werden – jede Stadt, jede Straße zählt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir hier in Ahrensburg aktiv werden und unseren Teil dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen. 

Ihnen brennt eine andere Frage unter den Nägeln? Nur zu! Wir freuen uns über Ihre Fragen, schreiben Sie uns gern.